QBE: Vogel der Woche: Die Lachmöwe

17. August 2023

Heute: die Lachmöwe, Lachus hihihundus

Die Variationsbreite des Gelächters der Echten Lachmöwe geht von einem schrillen Gekicher der weiblichen Jungtiere bis zum bassüberladenen „Ho Ho Ho“ der ganz alten Männchen. Die „Echte“ sieht der „normalen“ Lachmöwe (Larus ridibundus) in Körperhaltung und Gefieder ähnlich, besitzt aber wesentlich längere Mundspalten. Man sagt auch, sie grinse „bis über beide Ohren“.

Die „Echten“ haben sogar eine ureigene Krankheit: die Kichererbsenvergiftung mit Bauchfellzerrung und übermäßiger Gelächterproduktion, wissenschaftlich „Lachgasitis“. Sie ist hochgradig ansteckend und ruft bei Menschen und Tieren das Lachgasom hervor, welches zwar sehr quälend, aber nicht infektiös ist. Angesteckt werden kann man nur durch die Echte Lachmöwe.

Die beste Vorbeugungsmaßnahme ist deshalb, sich die Tiere vom Leibe zu halten. Die Ansteckung erfolgt über Ohren und Augen!

Ein etwas müde klingendes „heh heh“ ist das erste Anzeichen für eine Infektion. Inkubationszeit: zwei Sekunden. Ausbruch: radikal. Bleibende Schäden: bei rechtzeitiger ärztlicher Behandlung meistens keine. Dafür kann die Krankheit bis zu vier Jahren andauern.

Wegen der hohen Infektionsrate hat man nach einem katastrophal ausgegangenen Versuch davon abgesehen, die Echte Lachmöwe in öffentlichen und privaten Tiergärten zur Schau zu stellen, obwohl sie sehr interessante Verhaltensweisen zeigt.

Im Oktober 2016 präsentierte der neueröffnete Vogelpark Uckerswimpel die Volieren-Haltung von Echten Lachmöwen vor Publikum, mit dem Ergebnis, dass der Park wegen sofortiger Erkrankung sämtlicher Besucher_innen und des gesamten Personals vom Bundes-Katastrophenschutz schalldicht abgeriegelt und unter weiträumige Quarantäne gestellt wurde.

Selbst Telefonkästen und Mobilfunkmasten wurden umgesägt, da nur bekannt war, dass eine Infektion über die Ohren erfolgt. Die Carepakete und -Container, welche das Rote Kreuz per Hubschrauber über dem Park abwarf, verbesserten die Lage für die Eingeschlossenen erstmal nicht wirklich, da unter anderem viele Volieren zu Bruch gingen, aus denen eine Hundertschaft hellroter Aras, vierzehn Gänsesäger und 57 Dreistreifige Zirp-Salamander entwichen. Außerdem war das einzige Carepaket mit Ohrenstöpseln mitten im Flamingoteich gelandet und wurde dort von einem aggressiven Knüppelentenpärchen gegen seine Bergung verteidigt.

Nachdem Tage später ein Not-Mobilfunkmast aufgestellt war, der lediglich das Versenden von Textnachrichten erlaubte, gelang es den wenigen Eingeschlossenen, die den Abwurf der schweren Stahlkisten überlebt hatten und fit genug zum Denken waren, einige zielgerichtete Wünsche an die Helfer_innen abzuschicken, zum Beispiel Handyladegeräte, nochmal Ohrenstöpsel, und so; Essen (in Form von Goldfasanen, und in Form von Hühnerfutter) sei genug vorrätig. – Im März 2020 gerieten die sehr wenigen Lachgasitis-Genesenen direkt in den Corona-Lockdown und berichteten danach übereinstimmend, dass Panzerkekse und Goldfasanenbraten auf Dauer langweilig werden, und Dreistreifige Zirp-Salamander als Haustiere ganz okay sind, solang sie lauter zirpen als die Scheiß Möwen die sich auf dem kompletten Gelände breitgemacht hätten. Der Vogelpark wurde nach der Evakuierung der Überlebenden erneut schalldicht abgeriegelt, aber bisher nicht zerstört, da eine gewisse Atommüll-Lobby großes Interesse an dem Gelände zeigt und es gerne als Endlager prüfen lassen möchte.

Die Echten Lachmöwen sind sehr fröhlich und lieben Musik. Seit Anfang 1989 pfeifen sie fast ausnahmslos die Melodie von „Don’t worry, be happy“ nach, die seitdem das 1984er „Woodpeckers from Space“ und das noch ältere „Benny Hill Theme“ ersetzt hat. Von „Don‘t worry, be happy“ sind die Vögel seitdem nie wieder weggekommen. Selbst hochkarätige Ersatz-Angebote wie „Gangnam Style“ und „Trololo“ konnten sich dagegen nicht durchsetzen, wobei Trololo sehr gern von Lachmöwen aller Altersstufen gehört wird. Sie führen dazu ihren sehr ulkigen Balztanz mit vielen kleinen Pirouetten und Verbeugungen auf, wie eine lachgasitis-immune Gewährsperson uns aus dem Hochsicherheitsbunker berichten konnte.

Die Haltung Echter Lachmöwen ist nur in McFerrin’schen Käfigen möglich, weil diese im Gegensatz zu Faraday’schen Käfigen lachgasitisdicht sind und somit eine Ansteckung verhindern können. Die Vögel selbst fühlen sich in den McFerrin‘schen Käfigen durchaus wohl, denn dort haben sie Kassettenrecorder und Musik ihrer Wahl, bei freiem Zugang zu ihrem Lieblingsessen (Kichererbsen). Wenn man ihnen da noch gelegentlich einen unprogrammierten Staubsaugroboter reinschickt, dann fühlen sich die Echten Lachmöwen ganz prächtig unterhalten.


Moderation:

avatar
Gregor Börner


Sendung herunterladen:


Musik im Vor- und Abspann (ab Folge 60):

Schreibe einen Kommentar

Deine Email-Adresse wird nicht veröffentlicht.

 

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.