QBE: Vogel der Woche: Der Bieradler

17. August 2023

Heute: der Bieradler, Aquillablabla cervejae

Nicht ganz so gemütlich wie der Bierbussard kommt der Bieradler ‚rüber. Er hält sich selbst für eine echte Stimmungskanone, die bei keiner geselligen Runde fehlen darf; die anderen Vögel teilen von dieser Metapher nur das Bild der Kanonenkugel, welche in eine vormals friedlich-fröhliche Runde einschlägt.

Fröhlichkeit z. B. in einem Biergarten zieht ihn magnetisch an; allerdings macht der Adler bereits bei seinem Eintreten Stress an der Theke und nölt rum, er belauert jede Bewegung des Zapfhahns beim Zapfen, kontrolliert den vom Eichhörnchen aufgemalten Eichstrich an sämtlichen sichtbaren Gläsern mit seinem Adlerauge und teilt allen anderen Anwesenden unaufgefordert mit, dass alles unter seiner Kontrolle ist.

Das mag natürlich kein anderer Vogel während seines Feierabends, und auch kein anderes Tier, weshalb es im Biergarten mit dem Aufschlagen des Bieradlers erstmal still wird. Davon bemerkt der Adler nichts, da er – als echte Stimmungskanone – ja schließlich gewohnt ist, dass seine nun einsetzenden Monologe und Reden zum Feste nicht unterbrochen zu werden haben.

Jedoch hat er auch mit dem best-kontrollierten und korrektest-abgefüllten Bier alsbald Probleme welche er auch beim größten Argwohn nicht auf den Wirt zurückführen kann; die Bierkenmaus-Clique aus den Bäumen beginnt nämlich, ihm Streiche zu spielen. Flugs ist des Bieradlers Humpen während eines seiner Monologe mit einem langen Strohhalm geleert, oder in seinen Flaschenboden wurde ein Loch geknabbert, noch bevor er den Kapselheber zum Einsatz gebracht hat.

Die anderen Tiere bekommen diese Streiche durchaus mit und sind einerseits erleichtert, dass ihre eigene Hopfenkaltschale nicht auf dem Radarschirm der anarchischen Hüpfmäuse ist, andererseits freuen sie sich daran, wie der mürrische und herrschsüchtige Bieradler zunehmend die Kontrolle über seine Umgebung verliert.

Laut zu lachen traut sich allerdings kein anderes Tier, denn der Bieradler ist wirklich sehr nachtragend, wenn etwas seine furiosen Nörgelmonologe unterbricht, und seine Stimme ist, wie die der meisten Adler, nicht nur nicht besonders lieblich, sondern sie kann sich von Genörgel bis zu einem Kreissägen-Kreischen steigern. Und ein kreischender Bieradler ist das Letzte, was die friedlichen Vögel zu ihrem Bier, ihren Nüsschen und ihrem Tagesausklang brauchen können.

Also verschluckt sich höchstens mal der eine oder andere, wenn er bei einem besonders dreisten Streich der Bierkenmäuse selber das sprichwörtliche Mäuschen sein darf, und sprüht dann sein Getränk durch die Nasenlöcher wieder aus.

Nach ungefähr drei oder vier Streichen zischt der Bieradler endlich beleidigt ab, und der Zapfhahn schickt ihm eine oder zwei Hennen hinterher, um sicherzustellen, dass der Adler außer Hörweite ist. Und solange die Hennen nicht wieder da sind, müssen alle anwesenden Tiere stillhalten, egal wie viel Bier sie aus den Nasenlöchern sprühen – weil sie wissen, dass der Bieradler beim leisesten Lacher wieder umdreht und erneut seinem Auftrag als echte Stimmungskanone nachkommen muss.


Moderation:

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Matthias Kreuzberger


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Musik im Vor- und Abspann (ab Folge 60):

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